Mehr Verkehrslärm – häufiger Schlaganfall
Lärm schadet der Gesundheit. Inzwischen belegen mehrere wissenschaftliche Untersuchungen, dass langjährige Verkehrslärmbelästigung den Stress erhöht, sich auf den Blutdruck auswirkt und das Herzinfarktrisiko erhöht. Eine neue Studie belegt nun, dass Personen, die Verkehrslärm ausgesetzt sind, auch häufiger einen Schlaganfall bekommen. Betroffen sind vor allem Menschen, die 65 Jahre oder älter sind. (Zeitungsbericht zum Thema >>Hier<< )
Schon seit Jahren weiß man, dass Lärm die Gesundheit ruinieren kann. Der Forschungsbericht "Epidemiologische Untersuchungen zum Einfluss von Lärmstress auf das Immunsystem und die Entstehung von Arteriosklerose" aus dem Jahre 2003 stellte den Zusammenhang zwischen Verkehrslärm und einer Risiko-Erhöhung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen eindeutig fest: “Menschen, die nachts vor ihrem Schlafzimmerfenster einen mittleren Schallpegel von 55 Dezibel oder mehr hatten, ein fast doppelt so hohes Risiko, wegen Bluthochdrucks in Behandlung zu sein, wie diejenigen, bei denen der Mittelungspegel unter 50 Dezibel lag.”
Die Studie der Dänischen Krebsgesellschaft versuchte nun, den Zusammenhang zwischen Verkehrslärm und dem Risiko für einen Schlaganfall zu ermitteln. Und sie konnte ihn finden: Pro 10 Decibel mehr Verkehrslärm erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit für einen Schlaganfall um 14 Prozent.
Eine genauere Analyse der Daten zeigte aber, dass die Auswirkungen noch dramatischer sind. Denn bei Menschen unter 65 Jahren, wirkt sich der Lärm anscheinend kaum risikofördernd aus – verminderte in der Statistik also das relative Risiko für jeden Studienteilnehmer. Schauten die Wissenschaftler allein auf die Personen mit einem Alter über 65 Jahren, dann betrug die tatsächliche Risikoerhöhung für einen Schlaganfall pro 10 Dezibel mehr Lärm sogar 27 Prozent.
Dr. Mette Sorensen vom Institut für Krebs- Epidemiologie sagt dazu: “Unsere Studie belegt, dass Verkehrslärm das Risiko für einen Schlaganfall zu erhöhen scheint. Andere Studien haben bereits Verkehrslärm mit erhöhtem Blutdruck und Herzinfarkt in Verbindung gebracht. Unsere Studie bestärkt die Erkenntnis, dass Verkehrslärm die ganze Bandbreit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervorruft.”
Die Studie nahm zwischen 1993 und 1997 genau 51.485 Menschen im Gebiet von Kopenhagen und Aarhus in ihre Beobachtungen auf. Die Teilnehmer waren zum Beginn der Untersuchung zwischen 60 und 64 Jahre alt. Sie wurden nach zehn Jahren ein zweites Mal untersucht. Dabei wurden 1881 Schlaganfälle registriert.
Als Lärmbelastung ermittelten die Wissenschaftler für 35 Prozent der Teilnehmer einen Lärm oberhalb 60 Dezibel. Die geringste Lärmbelastung betrug 40 Dezibel, die höchste 82 Dezibel. Das ist eigentlich verhältnismäßig gering.
Ärzte gehen davon aus, dass ein normales Geräusch bei 60 Dezibel liegt. 80 Dezibel werden für eine verkehrsreiche Straße oder Autobahn gemessen. Ab 85 Dezibel soll die Schallwellen die Gehörzellen schwächen, dauerhafter Lärm in dieser Lautstärke sie sogar zerstören. Ab 120 Dezibel werden die Geräusche als Schmerz empfunden – Flugzeuglärm ist 130 Dezibel laut. Wann Lärm wirklich krank macht, scheint individuell unterschiedlich zu sein. Und ob der Lärm ständig oder nur vorübergehend vorkommt. So kann permanenter Straßenlärm mit 80 Dezibel auf Dauer krank machen.
WANC 27.01.11, Quelle: "Road traffic noise and stroke: a prospective cohort study". European Heart Journal. doi:10.1093/eurheartj/ehq466
>>Hier<< finden Sie noch einen weiteren Bericht zum Thema Verkehrslärm:
Auszug aus Fazit der Metaanalyse und Feldstudie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. (Abschlussbericht zum Verbundprojekt DEUFRAKO/RAPS – Wirkungsorientierte Bewertung unterschiedlicher Verkehrslärmarten vom 15. 9. 2010)