Aufgrund vieler Nachfragen und Irritationen zur Blockverdichtung, möchte die IG BISS Ihnen diese kurz Erläutern.
Eine Bahntrasse ist in Blöcken zwischen zwei Signalen aufgeteilt. In jedem Block darf sich nur ein Zug befinden. Für unseren Bereich der Betuwe-Route, zwischen der NL Staatsgrenze und Oberhausen befinden sich zurzeit 52 Blöcke. Nach Fertigstellung der Blockverdichtung werden es 33 Blöcke mehr sein, also insgesamt 85 Blöcke. Durch eine neue elektronische Steuerung kann nun zeitgleich sich in jedem Block ein Zug bewegen. Durch diese neue Technik ist es möglich, eine Kapazitätzsteigerung von bis zu 100 Zügen täglich zu erreichen. Und das, 365 Tage im Jahr, ohne Nachtfahrverbote, ohne Geschwindigkeitsbegrenzungen, ohne Sonn- und Feiertagsfahrverbote.
„Offene Ohren“ leiden unter Lärm
von
Frank Gross
1. Vorsitzender
Initiativen gegen Lärm veröffentlichen gemeinsames Manifest zum Internationalen Tag gegen Lärm (Noise Awareness Day) am 25. April 2012
Lärm führt zu chronischem Stress, der Menschen krank macht. Er zerstört Immobilienwerte und führt zu Produktionsausfällen und Leistungseinbußen. Lärm zu verhindern erfordert ein kollektives Bewusstsein, denn jede/r ist Teil der Ursache und jede/r hat darunter zu leiden. Zum Internationalen Tag gegen Lärm haben sich deshalb Initiativen in ganz Deutschland zusammengeschlossen und ein gemeinsames Manifest gegen Lärm verabschiedet. Gemäß dem Motto „Es gibt viele Arten von Lärm, aber es gibt nur eine Stille“, fordern die Lärmschutzorganisationen staatliche Regelungen gegen Fluglärm, Straßenlärm und Bahnlärm, damit die Gesamtlärmbelastung aller Verkehrsarten die von der Weltgesundheitsorganisation vorgeschlagenen Grenzwerte nicht übersteigt. Die Menschen brauchen Räume für Ruhe und Entspannung, um den hohen Anforderungen der modernen Welt gewachsen zu sein.
Das Manifest schildert die zunehmende Verlärmung der Umwelt in allen Bereichen und weist darauf hin, dass es von der Schule bis zum Verkehr, vom Kaufhaus bis zum Wohnumfeld in Zukunft darauf ankommt, Lärm durch „akustische Planung und Gestaltung“ schon in der Entstehung zu verhindern. Damit ist nicht nur der Staat und nicht nur die Wirtschaft aufgerufen, lärmbewusster zu denken und zu handeln, sondern jede einzelne Bürgerin und jeder Bürger sollte beginnen, seine akustische Umgebung bewusster wahrzunehmen, um zu erkennen, dass man umgeben ist von „offenen Ohren“, in die man eindringen und die man verletzen kann. Hier der Wortlaut des Manifests, das von Peter Androsch, Komponist und musikalischer Leiter der Kulturhauptstadt Linz 2010, verfasst wurde:
Das akustische Manifest
1. Die Architektur ist zu einer tauben Disziplin verkommen, zu einer Kulissenschieberei. Sie baut Hörsäle, in denen man nicht hören kann, Krankenhäuser, die krank machen, Wohnungen, in denen wir uns nicht verstehen können, Schulen, die unsere Kinder hyperaktiv, aggressiv und schwerhörig machen. Ihre Bauten richten sich wie Waffen gegen uns selbst. Sie bündeln, fokussieren, verstärken, ja erzeugen die Schallstrahlen, die uns quälen. Neues Bauen heißt Hören!
2. Die Verkehrsplanung ist Dienerin des Fetischs Mobilität. Auf ihrem Altar wird die Freiheit des Menschen geopfert. Lärmcanyons zerschneiden das Land und schützen mit Lärmschutzwänden die Verursacher des Lärms – den Verkehr. Lärmschutzfenster machen unsere Häuser zu Gefängnissen. Befreit den Menschen aus der Sklaverei kapitalistischer Bewegungsideologie!
3. Das Unrecht hat sich in den Schatten gesellschaftlicher Aufmerksamkeit verkrochen. Die Lawine globalisierter Schallstrahlung reißt die mit, die sich nicht in ruhigen und damit teuren Wohngebieten verschanzen können. Die von Bodenschätzen leergesaugten Erdhohlräume nähren als Resonanzkörper den vibrierenden Kapitalismus immer aufs Neue. Wer im Lärm lebt, ist arm. Wer arm ist, lebt im Lärm. Eine neue Raumplanung ist akustische Raumplanung!
4. Parallele Wände, uniforme Materialien und Oberflächen erhöhen die Belastung des Gehörs und verringern Sprachverständlichkeit und Hörsamkeit. Kinder quälen sich in den Schulen, niedergedrückt von der Gewalttätigkeit der Klassenräume. Kinder wollen hören lernen, um sich und die Welt zu entdecken. Gründet eine neue Schule!
5. Überbordende und dauernde Schallstrahlung durch Lärm, Hintergrundmusik, Selbstbeschallung erhöht die Belastung des Sinnesapparates und erschwert die Integration akustischer und visueller Eindrücke. Stress, Tinnitus, Hörsturz, ja Herzinfarkt können die Folge sein. Ruhezeiten und Ruheräume müssen ein Menschenrecht sein!
6. Wir wollen uns an der gigantischen Leistungsfähigkeit unseres Gehörs ein Leben lang erfreuen. Deshalb haben wir einen Anspruch auf Schutz vor übermäßigem Lärm und eine Verpflichtung, übermäßigen Lärm selbst zu verhindern, wo es in unseren Händen liegt. Wer in der Öffentlichkeit, z. B. im Zug, in der Gaststätte oder in der Schule zu laut spricht, zwingt andere dazu, noch lauter zu sprechen. Wer in seinem persönlichen Lebensumfeld, z. B. im Garten, in der Wohnung oder Werkstatt Lärm macht, muss sich dessen bewusst sein, dass er andere damit stört und zur Gesamtlärmbelastung beiträgt.
7. Die Hyänen des akustischen Raums, Handel und Dienstleistung, bestrahlen unsere Körper mit Schalltapeten, um das Surren der Klimaanlagen, Server, Lüftungen, Lifte und Rolltreppen ihrer minderwertig geplanten und billig zusammengeschusterten Einkaufszentren zu übertünchen und um uns dumm und konsumsüchtig zu machen. Schluss damit!
8. Tief in die Gehörgänge sind die Stöpsel gestopft. In öffentlichen Bussen, Straßenbahnen, Zügen, U-Bahnen, auf den Straßen, in den Parks und aus den armseligen Lautsprechern von Mobiltelefonen plärren die armseligen, komprimierten und maximierten Kunststoffmusiken. Wir wollen keine durchvibrierten, hyperaktiven kleinen Monster als Kinder!
9. Das Irrenhaus der Akustik ist bevölkert von Parasiten: Warteschleifen, Jingles, Audiologos, Soundicons, Warn- und Signaltöne, Corporate Sounds, Auftragsfirmensongs, Klingeltöne nisten sich ein in den Gehörgängen. Weg damit! Wir sind Menschen, keine Zielgruppe.
10. Mehr als alle Lärmschutzwände zusammen könnten eine allgemeine Absenkung der Tempolimits im Straßenverkehr und eine Verkleinerung der Fahrzeuge bewirken. Doch die Autoindustrie hat sich wie eine Hydra mit Abermillionen Köpfen über die Welt gelegt. In die entlegensten Winkel trägt sie den Lärmstrahlungsterror durch permanenten Gesetzesbruch. Sie produziert Gefährte, die viel schneller fahren können als erlaubt. Und der Staat schlottert vor dem Industrieungetüm, statt ihm den einen unsterblichen Kopf abzuschlagen.
11. Wir wollen Bauten und Städte mit einem ausgewogenen Raumklang, mit einem reichen Frequenzspektrum. Wir brauchen Räume, in denen wir uns ins Gespräch vertiefen und konzentriert arbeiten und denken können. Wir wollen Krankenhäuser und Pflegeheime, wo wir in Ruhe und in Würde aus der Welt gehen können. Wir wollen nicht en passant zur Besuchszeit in lauten und überfüllten Zimmern sterben.
Nachrede
Jeder Mensch hat das Recht, gesunde Luft zu atmen. Jeder Mensch hat das Recht auf eine gesunde Umwelt. Und jeder Mensch hat das Recht auf körperliche Souveränität. Der Mensch hat deshalb auch das Recht, durch das, was in seine Ohren eindringt, nicht krank zu werden. Und noch viel mehr: Er hat auch das Recht, bei dem, was in seine Ohren eindringt, demokratisch mitzubestimmen und es selbst mitzugestalten.
Wir veröffentlichen dieses Manifest, damit der akustische Raum endlich politischer Raum wird.
Wir fordern eine neue Politik! Hören ist Leben.
Mit BISSigen Grüßen,
Karl-Heinz Jansen
1.Vorsitzender
Denken Sie immer daran, Bahnlärm macht krank! (IBK Boppard 2010)
Die IG BISS fordert ein Vergleichsgutachten einer zweigleisigen, reinen Güterzugtrasse, siedlungsfern, für den internationalen Schienengüterverkehr, dies wäre ein erster Schritt in einen zukunftsorientierten und menschenverträglichen Schienengüterverkehr am Niederrhein.
Interessengemeinschaft Betuwe-Initiative Sicherheit Siedlungsfern e.V.
Sulenstraße 19
46446 Emmerich am Rhein
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